«Früher war ich voller Hass, heute bin ich voller Liebe»

1. March 2024

Jordnær-Mastermind Eric Vildgaard über seine Wandlung vom Gangster zum Starkoch, sein Leben als Vater von sechs Kindern und die Liebe zu seiner Frau Tina.

Wie bringen Sie und Ihre Frau Tina ein Weltklasse-Restaurant, fünf gemeinsame Kinder und eine Tochter aus Ihrer ersten Ehe unter einen Hut?

Wir haben zwei Erfolgsgeheimnisse: Hingabe und Struktur. Wir konzentrieren uns immer auf das, was wir gerade machen. Im Restaurant kümmern wir uns mit ganzem Herzen ums Geschäft, daheim um die Familie. Und natürlich ist die Arbeit nicht vom Privaten abgekoppelt: Indem wir unser Business voranbringen, bauen wir eine Zukunft für die Kinder auf. Das hat enorme Bedeutung für uns. Für meine Kinder möchte ich mein Talent als Koch nutzen.

Woher kommt Ihre Passion fürs Kochen?

Als ich 14 Jahre alt war, flog ich aus einem Erziehungsheim und wurde als Rehabilitationsmassnahme auf ein Schiff mit einem dänischen Captain und einer polnischen Crew geschickt. Nie in meinem Leben fühlte ich mich so einsam, frustriert und gelangweilt. Das Einzige, was ich lesen konnte, war «Frøken Jensens Kogebog», ein altes dänisches Kochbuch. Ich fand darin ein Rezept für traditionelles Gebäck mit Crème pâtissière und Konfitüre. Obwohl ich mich beim Backen nicht besonders geschickt anstellte, freuten sich alle sehr darüber. Ich erkannte die Kraft von Essen, dass man damit Menschen glücklich machen kann. Sogar als ein Mensch, der auf der Suche nach sich selbst ist und noch keine Stabilität im Leben gefunden hat. Wir alle wollen doch anerkannt und gemocht werden. Gutes Essen zuzubereiten, wurde mein Weg, diese Anerkennung zu bekommen.

Trotzdem dauerte es noch viele Jahre, bis Sie Stabilität im Leben fanden.

Ich war ständig auf der Suche nach mir selbst, nach einem Ort, an den ich gehöre. Als Koch bereitete ich den Menschen Freude, als Mitglied einer Gang tat ich ihnen weh. Gangs und Küchen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, in diesen Umfeldern fand ich mich zurecht, sonst nicht. Erst als ich meine Frau traf, änderte sich alles.

«Man kann die Gäste nur glücklich machen, wenn man es selbst auch ist.»

Eric Vildgaard

Wie kam es zu der Begegnung?

Nach dem Tod meiner Eltern war ich an einem Tiefpunkt angekommen und brauchte Halt im Leben. Ein Freund schlug mir vor, als sein Souschef zu arbeiten. Die Frau, die mich einstellen sollte, war Tina. Sie wirkte eiskalt, wie ein Kühlschrank. Obwohl ich schon einige Erfahrung aus Fine-Dining-Restaurants mitbrachte, fragte sie mich, ob ich auch wirklich kochen könne. Schliesslich schaffte ich es aber, sie zu überzeugen, und eines Tages wurden wir ein Paar. Tina hat mich immer so akzeptiert, wie ich bin, und nie versucht, mich zu ändern. Ich kann mir keine liebevollere Frau vorstellen. Wenn ich morgens neben ihr aufwache, schaue ich sie an und nehme mir vor, für sie jeden Tag ein besserer Mann und Vater zu werden.

«Tina hat mich immer so akzeptiert, wie ich bin» sagt Eric Vildgaard über seine Frau und Geschäftspartnerin, die ihn auf den rechten Weg brachte.

Lesen Sie das vollständige Interview in unserer neuesten Ausgabe und erfahren Sie mehr über die Wandlung von Eric Vildgaard.

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