Decklein, deck dich!

Die Wurzeln des Worts «Picknick» liegen im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Doch die Tradition, unter freiem Himmel mitgebrachte Speisen zu verzehren, ist viel älter.
«Ein Mahl, zu dem jeder Teilnehmer einen Beitrag an Speisen und Getränken liefert» – so definierte «Brockhaus’ kleines Konversationslexikon» 1911 den Begriff «Picknick». DasErscheinungsjahr des Nachschlagewerks fiel in die Hochzeit des kulinarischen Vergnügens im Freien, dem Queen Victoria (1819–1901) nicht nur in Grossbritannien zu grosser Popularität verholfen hatte. Noch heute gibt es überall in Europa Enthusiastinnen und Enthusiasten, die viktorianische Picknicks ausrichten – auch in der Schweiz, wo sie sich schon mehrmals in den Basler Meriangärten trafen.

Von dem Ursprung des Begriffs bis hin zur Erfindung der Picknickdecke
Ein Picknick gilt gemeinhin als ur-britisch, obwohl die Wurzeln des Wortes französisch sind. Das Verb «piquer» bedeutet «aufpicken», das Nomen «nique» beschreibt eine Kleinigkeit zu Essen. Auch waren es französische Adlige, die im 17. Jahrhundert Picknicks nach unserem heutigen Verständnis etablierten. Die Picknickdecke aber ist eine Erfindung des viktorianischen Grossbritanniens, und vielleicht macht sie ein Picknick auch erst zu dem, was es ist. Denn zum geselligen Essen in der Natur traf man sich schon in der Antike. Die Griechen nannten solche Lustbarkeiten «eranos», die Römer «prandium».
Wie sich die Picknick-Tradition in Japan entwickelte

Nach Japan, das über viele Jahrhunderte eine isolationistische Politik betrieben hatte, kam das Wort «Picknick» erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inzwischen ist seineAbleitung, der Begriff «pikunikku», fester Bestandteil der japanischen Sprache, als Ersatz für das zuvor gebräuchliche «no-gake» (wörtlich: sich ins Feld begeben). Ins Feld begaben sich die Adligen in Japan schon im 8. Jahrhundert, wie man Gedichtsammlungen aus dieser Zeit entnehmen kann. Zunächst strömten sie vor allem während des Pflaumenblütenfestes zum Essen nach draussen, ungefähr ab dem Jahr 1000 dann mehrheitlich zum bis in die Gegenwart enorm populären Kirschblütenfest.

Ab der Edo-Zeit (1600–1868) erfreute sich auch das Bürgertum des Picknickens. Wie ein Picknick im 19. Jahrhundert aussah, lässt sich auf Malereien von Kawahara Keiga (1786–1860) studieren. Zu sehen sind neben den Speisenden und einem blühenden Kirschbaum ein Trommelspieler, Schalen und Esskästchen, ein Eisenkännchen für Tee oder Sake, ein grösserer Lackbehälter inklusive Geschirr und ein wohl für Holzkohle bestimmtes Körbchen. Im Japan der Gegenwart sind Bento-Boxen mit Gyoza, Reisbällchen, frittiertem Poulet, Tempura, Würstchen, Sandwiches oder japanischem Omelett für ein Picknick unverzichtbar. Auch in der Schweiz bieten japanische Lokale zum Kirschblütenfest spezielle Bentos an.
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