Thai-Food in Zürich: 100% authentisch angepasst
Für das aktuelle Magazin «Asien in der Schweiz» erzählt uns Siri Neeser, Betreiberin des Zürcher Thai-Restaurants Zawan, wie Authentizität auch möglich ist, wenn man sich an die Gewohnheiten der Gäste anpasst.
Siri Neeser hat sich bewusst gegen eine räumliche Inszenierung der Thailand-Thematik in ihrem Lokal entschieden. Die junge Frau mit Wurzeln in Thailand betreibt in Zürich das Thai-Restaurant Zawan. Im hohen, luftigen Raum im Zürcher Kreis 6 sitzt man an Bistrotischen und auf Horgen-Glarus-Stühlen, die spärliche Dekoration ist modern und reduziert. Ignoriert man die kleine blau-rot-weisse Flagge neben der Eingangstür, verrät optisch so gut wie nichts, dass man hier beim «Thai» isst.
«Thai ist bei uns vor allem die Gastfreundschaft und natürlich das Essen», so die Inhaberin. Dass die Gerichte auch ohne Thai-Kulisse besonders authentisch schmecken, dafür bürgt im Zawan Siri Neesers Mutter. Vor mehr als 30 Jahren hat Nunn Ueltschi ins Berner Kandertal geheiratet. Obwohl sie damals von der Schwiegermutter ins Schweizer Kochen eingewiesen worden sei, habe ihre Mutter zu Hause aber vorwiegend thailändisch gekocht, erinnert sich die Tochter. Für die Zutaten habe man jeden Samstag den Weg in den Asia Market nach Bern auf sich genommen.
Damals wie heute bereitet Nunn Ueltschi, die das Kochen von ihrer Mutter gelernt hat, vor allem Gerichte aus dem Isan, dem Nordosten Thailands, zu: Laap, Som Tam, Nam Tok, Pad Krapow und vieles mehr. Abgeschmeckt wird unter anderem mit selbst geröstetem, zerstossenem Reis. Edamame, Satav und Currys mit Kokosmilch sind ein Zugeständnis an die Erwartungen des Schweizer Publikums: «Traditionell gibt es im Isan keine solchen Currys», erklärt Siri Neeser und ihre Mutter schüttelt höflich, aber dezidiert den Kopf. Auch verzichtet man im Zawan seit längerem darauf, neben Jasminreis auch noch Sticky Rice, der im Isan traditionellerweise gegessen wird, anzubieten. «Es lohnte sich nicht, zwei Reissorten auf der Karte zu haben. Für gewöhnlich bestellen die Leute Jasminreis.»
Auch in Bezug auf die Schärfe passe man sich im Zawan natürlich etwas den hiesigen Vorlieben an, denn die Küche des Isan gehört zu den schärfsten Südostasiens. «Übrigens mögen’s aber auch in Thailand nicht alle gleich scharf», so Neeser. «Wenn wir Thais Thaifood bestellen, dann ein personalisiertes Gericht. Wir geben zum Beispiel an, wie scharf und süss es sein soll, welche Zutaten wir drin haben wollen und welche nicht.» Und ja, es gebe sie durchaus, die Produkte und Gerichte, die man in einem Schweizer Thai-Restaurant nicht auf die Karte zu nehmen brauche, bestätigt Neeser: zum Beispiel rohes Krabbenfleisch oder die intensiv schmeckende, fermentierte Fischsauce Plaaraa. «Diese Produkte verwenden wir privat, für unsere Personalessen oder manchmal auf Wunsch, wenn Landsleute unser Lokal besuchen.»
Im Hintergrundbericht der aktuellen Ausgabe von marmite bewegen wir uns zwischen Klischee und Authentizität, persönlichen Anekdoten, harten Realitäten und amüsanten Fakten in drei asiatischen Parallelwelten in der Schweiz. Eine kulinarische Tour d’horizon zum Staunen und Schmunzeln.
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