Im Schlaraffenland des Komponisten gibt’s genug für alle

Das Lucerne Festival ist dieses Jahr dem Thema «Paradies» gewidmet. Der perfekte Anlass für uns, mit Komponist Dieter Ammann über paradiesische Genüsse auf dem Teller und das Schlaraffenland zu philosophieren.
Als Dieter Ammann ein Kind war, liebte er es, in seinem Bilderbuch über das Schlaraffenland zu blättern und davon zu träumen, wie es wohl wäre, wenn irgendwo tatsächlich Milch und Honig flössen und knusprig gebratene Poulets mit dem Besteck im Rücken zu ihm flögen. Auch die Comic-Geschichten von Asterix und Obelix faszinierten ihn. Nicht zuletzt wegen der Wildschweine, mit denen sich die gallischen Helden zum Ende jedes Abenteuers die Bäuche vollschlugen.
Über das Schlaraffenland denkt Dieter Ammann heute noch nach
Aus dem Kind von damals ist längst ein renommierter Musiker und Komponist geworden, über das Schlaraffenland denkt Ammann gleichwohl noch immer nach. «Ein Schlaraffenland hätte für mich diesen Namen heute aber nur noch verdient, wenn es dort genug für alle gäbe», sagt er und spielt damit auf die Ungleichheit auf der Welt an. Doch welche Speisen flögen in seinem persönlichen Schlaraffenland durch die Luft? «Auf jeden Fall nicht nur Kreationen der Haute Cuisine. Ich wünsche mir beim Essen Abwechslung und gönne mir auch allerlei Guilty Pleasures, von Gummibärchen bis Toffifee.» Was ihm am besten schmecke, hänge von der Situation ab. An der Feuerstelle im Wald zum Beispiel gebe es nichts Besseres als einen Cervelat. Das sei in der Primarschule so gewesen und werde sich nie ändern. Beim Grillieren daheim bevorzuge er dagegen ein Lamm-Rack, während seine Frau auch dort der Wurst treu bleibe.
Zwei Berufe, ein verblüffend ähnliches Ziel
Als Sohn einer Hauswirtschaftslehrerin wurde Ammann die Freude am Essen in die Wiege gelegt. Sogar Froschschenkel («Das würde ich heute nicht mehr machen!») oder Schnecken habe er in den Ferien in Frankreich gegessen. Und wenn er vom Schweinsnierstück schwärmt, das in seinen Kindertagen daheim am Rotel-Drehspiess brutzelte, denkt man sich, dass der Komponist auch einen guten Gastrokritiker abgegeben hätte. Zwischen seinem eigenen Beruf und dem des Küchenchefs sieht Ammann aber noch mehr Parallelen: «Ob man nun kocht oder komponiert, es geht darum, ein Ganzes zu erschaffen, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Dafür braucht man in beiden Fällen Wissen, Handwerk, Fantasie und Zeit.»
Die nächste Frage: Was macht hungriger – musizieren oder komponieren?
«Das Musizieren», sagt Ammann bestimmt. «Vor allem, wenn man wie ichvor der Vorstellung nichts isst. Dann entwickelt man einen Bärenhunger und schlägt sich auch nach Mitternacht noch genüsslich den Bauch voll. Beim Komponieren bin ich dagegen geistig so sehr absorbiert, dass ich das Essen für eine Zeit praktisch vergesse.» An normalen Tagen, so betont Am-mann, würde ihm das allerdings nicht passieren. Zu gross sei seine Freude am Genuss, zuvorderst am Fleischgenuss. «Ich bin mir bewusst, dass wir alle weniger Fleisch essen sollten, und schränke mich im Alltag auch ein. Zu besonderen Gelegenheiten aber gönne ich mir gerne etwas Besonderes, einen Turm aus gebratener Entenleber und karamellisierten Äpfeln zum Beispiel oder ein fein tranchiertes Rindsfilet.»
Dieter Ammann stellt am 25. August um 18.20 Uhr im Rahmen der Reihe «40min» und im Konzert am 26. August um 14.30 Uhr Werke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Composer Seminars vor, das er leitet.

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