Sternenregen in Lugano

24. February 2020

Michelin hat seine Schweizer Sterne zum zweiten Mal im ganz grossen Rahmen verliehen: Nach der glamurösen Gala im KKL Luzern vor einem Jahr fand die Michelin Star Revelation Switzerland dieses Jahr nicht weniger aufwändig im Tessin statt. marmite war bei den Feierlichkeiten im LAC Lugano dabei.

Es sei vorweggenommen: Andreas Caminada ist der Überflieger der diesjährigen Michelin-Verleihung. Der Bündner Ausnahmekönner gewann den erstmals verliehenen Michelin Mentor Award für seine Verdienste als Arbeitgeber und Innovator der Schweizer Gastroszene, und seine aktuellen und früheren Schützlinge räumten mit dem Zugewinn von mehreren Sternen regelrecht ab. Dass auch ein Erfolgskoch wie Caminada angesichts einer solchen Bestätigung für sein Schaffen noch Freudentränen vergiessen konnte, gibt doch einen ziemlich intimen Einblick ins Innere der Schweizer Spitzengastronomie. Doch der Reihe nach:

Bei den Drei-Sterne-Häusern bleibt alles beim Alten. Alle drei Restaurants, die bereits mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet waren, behalten ihre Auszeichnungen auch 2020. Die Rede ist vom Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier, dem Schloss Schauenstein in Fürstenau sowie dem Restaurant Cheval Blanc by Peter Knogl in Basel.

Mehrere neue Zwei-Sterne-Restaurants

Eine Besonderheit waren in diesem Jahr zwei Restaurants, die auf Anhieb mit zwei Sternen ausgezeichnet wurden: Dabei handelt es sich einerseits um das Maison Wenger im jurassischen Le Noirmont, das Jérémy Desbraux erst letztes Jahr mit seiner Frau übernommen hat. Andererseits wurde Sven Wassmer vom «Memories» im Hotel Grand Resort in Bad Ragaz nun definitiv mit zwei Sternen bedacht.

Sven Wasser und sein Memories wurden mit zwei Sternen bedacht.

Ausserdem wurden gleich beide «Igniv by Andreas Caminada», also jenes in Bad Ragaz (Chefkoch Silvio Germann) und auch dasjenige in Sankt Moritz (Chefkoch Marcel Skibba), in die Zwei-Sterne-Kategorie aufgenommen (wobei sich höchstens noch die Frage stellt, wie lange es nun dauern wird, bis auch die Neueröffnung in Zürich auf diese Stufe nachrückt).

Ebenfalls in Sankt Moritz erhielt das «Da Vittorio» unter der Leitung von Enrico Cerea und Paolo Rato neu zwei Sterne. Und erfreulich ist auch, dass das Gasthaus Zur Fernsicht – Incantare im appenzellischen Heiden unter der Führung von Tobias Funke und Martin Weber neu mit einem zweiten Stern ausgezeichnet wurde. Insgesamt hat sich damit die Zahl der Zwei-Sterne-Restaurants in der Schweiz auf 22 erhöht.

Die jungen Wilden des Igniv im Freudentaumel.

Zwölf neue Ein-Stern-Häuser – mit marmite-youngster-Beteiligung

Mit zwölf Neuzugängen in diesem Jahr beläuft sich die Anzahl der Betriebe mit einem Michelin-Stern nun auf 97. In Genf und Bern erhielten je zwei Betriebe einen neuen Stern: In Bern die Steinhalle von Markus Arnold sowie das Restaurant Zum Äusseren Stand des einstigen marmite-youngster-Finalisten Fabio Toffolon. In Genf sind es die Restaurants L’Aparté von Armel Beduet und Fiskebar mit Küchenchef Benjamin Breton. Einen Stern erhielt auch das Restaurant Sens 1605 in Davos unter der Leitung von Chefkoch Jeroen Achtien, dessen Restaurant Sens im luzernischen Vitznau bereits im vergangenen Jahr mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Weitere neu ausgezeichnete Ein-Sterne-Restaurants sind im Wallis das Le 42 in Champéry (Antoine Gonnet), in Fribourg das Le Pérolles (Pierre-André Ayer), die Chesa Stüva Colani im bündnerischen Madulain (Paolo Casanova), der Gasthof Zum Löwen im zürcherischen Nänikon (Stephan Stalder)*, der Jägerhof in Sankt Gallen (Agron Lleshi), dasRestaurant des Congress Hotel Seepark in Thun (von marmite youngster 2017 und Zwillingsbruder von Fabio Toffolon, Dominik Sato), das La Table d’Adrien in Verbier (Stefano Lombardi) und schliesslich das Restaurant 1904 Designed by Lagonda in der Zürcher Innenstadt unter der Leitung des früheren marmite-youngster-Finalisten Thomas Bissegger.

Vier Spezialpreise

Michelin fördert das Gastgewerbe ausserdem neu durch vier besondere Auszeichnungen: Marie Robert, Chefköchin des Café de Suisse im waadtländischen Bex, erhielt den von Blancpain gesponserten Michelin Chef Award 2020. Damit wurden ihre Leidenschaft und ihr Engagement sowie ihre feminine, freche, moderne und sehr kreative Küche ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde Marc Almert mit dem von Swiss Wine gesponserten Michelin Sommelier Award für seine stille, aber kontinuierliche Arbeit im Pavillon im Baur au Lac in Zürich ausgezeichnet.

Ruth Wiget-Keiser arbeitet mit Leidenschaft an der Front im Restaurant Adelboden im schwyzerischen Steinen. Während ihres subtilen und charmanten Services webt sie diskret und elegant einzigartige Bindungen mit ihren Gästen und gestaltet so ein unvergessliches Genusserlebnis mit. Dafür erhielt sie dieses Jahr den von Pernod Ricard Swiss gesponserten Michelin Service Award 2020. Und zu guter Letzt bekam Andreas Caminada, wie bereits eingangs erwähnt, in diesem Jahr den ersten, von Sprüngli gesponserten Michelin Mentor Award.

Neben der Spitzenküche werden wiederum die Bib-Auszeichnungen vergeben

Die Anzahl der Bib Gourmand-Betriebe in der Schweiz spiegelt die Lebendigkeit und Vielfalt der Schweizer Gastronomieszene wider. Unter den 143 im Guide aufgeführten Restaurants gibt es 15 Neuzugänge. Diese populäre Auszeichnung, die durch das Gesicht des Michelin-Männchens repräsentiert wird, empfiehlt Restaurants, die ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Ein Drei-Gänge-Menü (Vorspeise, Hauptgericht und Dessert) ist in diesen Betrieben für maximal 70 Schweizer Franken erhältlich.


Guide Michelin 2020 ab 27. Februar im Handel

Der Guide Michelin Schweiz 2020 ist ab dem 27. Februar zum Preis von 39 Schweizer Franken (29.95 Euro in Deutschland und 30.80 Euro in Österreich) erhältlich. In der aktuellen Ausgabe werden insgesamt 632 Restaurants und 215 Hotels empfohlen.

Während in den bisherigen Ausgaben inbesondere die Zwei- und Drei-Sterne-Restaurants mit längeren Beschreibungen vorgestellt wurden, werden nun neu auch die mit einem Stern ausgezeichneten Betriebe ausführlicher vorgestellt. Dies bietet dem Leser vertiefte Informationen über den Kochstil, die Philosophie, die Atmosphäre und die Spezialitäten dieser Restaurants.

* Das Gasthaus Zum Löwen in Nänikon wird im März 2021 mit einem neuen, etwas einfacheren Konzept wiedereröffnet. Das Restaurant wird für die kommende Ausgabe deshalb neu bewertet, erscheint in der aktuellen Printausgabe – im Gegensatz zur Website – aber weiterhin noch mit einem Stern.


Hier geht es zum Rahmenprogramm, das Lugano Region extra für die Journalisten organisierte, die an der Sterneverleihung von Michelin in Lugano teilnahmen.

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