«Bei uns wurde das Essen nicht zelebriert.»

29. November 2019

Marlene Halter ist eine kulinarische Spätzünderin. Als Kind wusste sie selbst Mutters Lammragout nicht zu schätzen.

«Aufgewachsen bin ich im Kanton Aargau in Beinwil am See – oder ‹Böju›, wie es von den Einheimischen genannt wird. Mit den Eltern und meinem älteren Bruder in einem Einfamilienhaus mit Blick auf den Hallwilersee und die Alpen. Gutbürgerlich, auch aus kulinarischer Sicht. Gekocht hat nur meine Mutter. Die Küche war unbestritten ihr Reich. Ich bin ein richtiges Betty-Bossi-Kind. Meine Mutter hat die Gerichte aus den Kochbüchern von hinten bis vorne und von vorne bis hinten zubereitet. Für das Mittagessen musste es schnell gehen. Das Gemüse kam meist aus der Dose, aber ich habe es geliebt. Später hat meine Mutter dann auch italienische Gerichte gekocht, mit frischem Gemüse. In meiner Kindheit sah ein typisches Mittagessen in etwa so aus: Nudeln ohne Sauce, ein trockenes Schweinsplätzli und Erbsen aus der Dose. Ich habe gar nichts anderes gekannt. Abends wurde etwas aufwendiger gekocht, ein Lammragout oder Siedfleisch, aber das habe ich damals gar nicht so geschätzt. In unserer Familie wurde das Essen nicht zelebriert. Mein Grossvater hat uns immer Alphornbläser genannt, weil wir angeblich so ‹schnäderfrässig› waren und schon seine Chäschüechli komisch fanden.
Mein absolutes Lieblingsessen, das ich mir auch zu jedem Geburtstag gewünscht habe, waren damals Hero-Büchsenravioli mit ganz viel Parmesan. Das war meine damalige geliebte Umami-Bombe. Heute bevorzuge ich frische Pasta, aber immer noch mit ganz viel gutem Parmesan obendrauf!» (…)


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